Schäufelchen

Heute haben Sandra und ich alleine das Camp wie gewöhnlich um halb sechs verlassen und uns auf den Trail begeben. Simone will (vormittags?) ihr eigenen Rhythmus gehen und startet ne halbe/dreiviertel Stunde später als wir.

Nach einem kurzen Abstieg mit Blick auf ein Wolkenmeer ging es auf den Mount Williamson hoch. Bzw läuft der PCT knapp unterhalb des Gipfels entlang und wer will ( außer mir in den 20 Minuten die es gedauert hat niemand) kann eine kleine detour auf den Gipfel gehen. Der ist aber an sich sehr langweilig.

Danach fing ein unglaublicher Abstieg an. Über 700 feet elevation drop auf eine Meile. Das geht ein wenig auf die Knie mit solchen Rucksäcken. Kurz vor dem Ende kamen die Wolken von Los Angeles rüber. Erfrischend aber auch kalt an einem eh schon kalten Tag. Eine kurze Zeit später war der PCT dann schon auf eine Distanz von vier Meilen gesperrt, eine vom aussterben bedrohte Kröten bzw. Froschart lebt hier die geschützt werden muss. Also detour auf dem Highway 2, der trotz des Wochenendes (Samstag) wenig befahren war. Auf der detour am Highway sind wir auch an dem privaten Buckhorn Skiclub vorbei gekommen der Trailmagic für PCT Hiker macht. Es gab Soda, Beer, Obst und Chips. Toller Platz, leider ist nur gegen zwölf die Sonne von der Terrasse verschwunden und somit würde es zu kalt für ein längeres verweilen.

Also weiter roadwalk bis wir wieder auf den PCT gestoßen sind. Kurz darauf haben wir unser Zeltplatz erreicht. Um drei Uhr wie es sich Sandra gewünscht hat. Zwei ein halb Stunden später war allen klar… erreichen des Camps um drei ist viel zu früh. Hört sich ok an ist aber total unbefriedigend. Aber wir haben und dann Kollektiv dazu entschlossen zu Cowboycampen.

Und heute, eine Meile vor Meile 400 habe ich zum ersten Mal mein Schäufelchen genutzt. Ab vom Camp und Trail ein Löchlein buddeln, Geschäft verrichten, TP wieder mitnehmen, mit einem kleinen Stöckchen Dreck unterrühren und Löchlein wieder zuschütten. Als letzten Schritt Handsanitizer nutzen und fertig 🙂

Wrightwood & Gipfel

Am gestrigen Zero in Wrightwood haben wir eine kleine Pizzeria zum Mittagessen ausprobiert, die den Kommentar in der Gudhook App von zwei Italienern hatte „Best pizza and lasagna on the PCT“. Gelogen haben die zwei nicht. Die Mittagspizza war so gut, dass wir unsere Abendessens Pläne in den Wind schmissen und weiter Pizzen für den Abend holten. Keiner hat seine komplette Pizza geschafft, so dass wir alle für den heutige Tag eine Frühstückspizza genießen konnten.

Heute ging es nach drei Meilen hoch auf den Baden Powell. Ein sehr schöner vier Meilen langer, 2.800 feet steiler Aufstieg. Baden-Powell war der Gründer der Boyscouts (?).

Nach einer sehr windigen Mittagspause ging es weiter bis zum Little Jimmy Campground und dem ersten Outdoor Einsatz meiner neuen Synmat HL Winter MW. Gestern hab ich im Supermarkt ein Ramen mit Chili gefunden, also gab es Chiliramen zum Abendessen… und es war ein wenig Chili‘g, besonders beim Trinken der Suppe brannte es im Rachen. Uff.

Gegen kurz nach acht (kurz vor Hiker Midnight und schon in der Dunkelheit) rollten auch noch Boy Scouts ein. Es ist leider Wochenende, und alle erreichbaren Campsites haben Kommentare, dass an Wochenenden relativ viele anderen Hiker auf den Camps nächtigen.

Außerdem gab es Trail Magic!!! Ein älteres, lokales Pärchen kam gegen sechs Uhr zum Campground und verteilte kleine Cola Flaschen und (selbstgemachte) Schoko-Cookies. YAY!!!

Mount Laguna bis Julian

Für die nächsten zwei Tage stand eine Distanz von ca. 35 Meilen vor der Tür. Am ersten Tag ging es so gut wie die ganze Zeit an Berg-Kämmen entlang. Wunderbare Ausblicke gepaart mit vorwiegend abfallendem Gelände.

Die ersten morgen-Meilen vergehen immer sehr schnell und bis Mittags sind meistens zwischen neun und zehn Meilen geschafft. Nach zwei Stunden laufen in der Früh wird erstmal gefrühstückt, d.h. der erste in der Kolonne (meistens mehrere Minuten voraus) sucht sich nach ca. Zwei Stunden ein schönes sonniges Plätzchen aus und fängt mit dem Frühstücken an. Nach dem Frühstück wird für weitere zwei bis drei Stunden gelaufen um dann um die Mittagszeit in einem schattigen Plätzchen die Mittagssiesta mit einem Mittagessen zu verbringen. Nach dem Mittag so gegen ein Uhr wird dann der Nachmittag in Angriff genommen, hier sind die Trekking Einheiten wieder in zwei bis drei Stunden-Blöcke unterteilt.

Heute sind wir zum Mittagessen bis zur Pioneer Mail Picnic Area gelaufen bei der wir von einem Zettel am Wassertank begrüßt worden sind, dass für die nächsten 35 Meilen keine Wasserquellen mehr zur Verfügung stünden. Also haben wir die Entscheidung getroffen am Nachmittag noch weitere elf bis zwölf Meilen zu wandern um in einem kleinen, windgeschützten Tal zu campen. Die Bergkämme sind hier sehr windig. So windig sogar, dass es einem anderen Hiker der oben auf einem Kamm gecampt hat sein Zelt zerstört hat. Für uns waren die letzten elf bis zwölf Meilen aber eine wahre Herausforderung und sehr anstrengend.

ABER wir haben bei Meile 59.5 unser erstes bisschen Trailmagic erleben dürfen. Eine große Box mit Grapefruits… Herrlich. Mit dieser Stärkung ging es dann viel einfacher auf den letzten vier Meilen ins das Tal runter.

Am fünften Tag hatten wir wirklich typisches Wüstenwetter… Es war super windig (extrem kalt) und gegen zehn Uhr hat es sogar angefangen ein wenig zu regnen. Ja… uns wurde gesagt es ging durch eine Wüßte und es würde heiß werden. Ach ja, zum Frühstück haben wir unser zweites bisschen Trailmagic erfahren dürfen. Zu unserem Frühstücksplatz ist ein Trail Angel mit Jeep hochgefahren der bepackt war mit Getränken. Also hat jeder eine Dose Cola bekommen. Super Sache!

Auch durften wir um zwölf für das erste Mal versuchen per Anhalter in eine nahegelegenen Stadt zu fahren (12 Meilen) und zwar nach Julian. Nach keiner viertel Stunde hat uns sogar auch schon eine super freundliche Amerikanerin mitgenommen (Julia). Ihr Auto war zwar schon voll bepackt aber wir haben alles so gestapelt (sogar eine Gefriertruhe auf dem Schoß) dass alle in das Auto reingepasst haben.

In Julian sind wir jetzt in einer Lodge, haben uns bei Carmens ein freies Bierchen gegönnt und ein leckeres Essen zunehmen können, haben bei MOM‘s einen gratis Pie (mit Eis) und ein gratis Getränk bekommen (weil wir ThruHiker sind). Das Leben könnte zur Zeit nicht besser sein.

Morgen ist ein Zero Day… das heißt wir bleiben hier im Ort und kurieren unsere Wehwehchen aus (zumindest ist das der Plan). 🙂