Aufstieg in der Kälte

Gestern Nacht unter der Interstate Brücke war es viel zu laut und windig. Geschlafene Stunden = 1. Der Wind hat sich auch gegen zwölf dazu entschieden von der anderen Seite zu blasen und ausgerechnet von der anderen Seite gab es kein Windcover von aufgestellten Zelten. Fazit für das erste mal Cowboy Campen: Unbefriedigend. Muss ich in geeigneteren Umständen nachholen.

Nach dem Aufstehen ging es dann für die Frühstückspause zur Mesa Windfarm. In dem Tal durch welches die Interstate 10 hier läuft stehen sicherlich mehrere Hundert Windräder, ein Unglaublicher Anblick. Und die Mesa Windfarm ist eben eine dieser Energieerzeugenden Betriebe die dieses windige Tal ausnutzen. In der Farm bekommen Thruhiker gratis Zugang zum W-LAN, dürfen sich heiße Kaffee machen, mit der Mikrowelle verschiedene Frühstückssandwitches aufwärmen und einfach die Zeit genießen. Super nette Leute.

Zur Mittagspause sind wir zum Whitewater Reserve gelaufen, dort genießen Thruhiker das Privileg auch außerhalb der Öffnungszeiten Campen zu dürfen. Was uns jetzt aber natürlich nicht betroffen hat. Unter schattigen Palmen auf windigen Picknicktischen mussten wir dann feststellen, dass wir Sandra ein weiteres Mal verloren hatten. Gefunden haben wir sie zwei Meilen weiter am Whitewater River Übergang, der Stellenweise tief genug gewesen sein soll um auch darin baden gehen zu können. So die Aussage von Sandra die happy, frisch gebadet in der Sonne lag. Wir haben unsere Füße noch in die Fluten gehängt und schon ging es weiter. Zum Abendcamp wollten wir noch den ersten Campground am Mission Creek erreichen. Da wir unter der I-10 vor Gewittern gewarnt worden sind, bauten wir auch unsere Regenflys auf. Mit Regenfly ist die Nacht ruhiger bzw. Ein wenig wärmer, da weniger Wind durch das Zelt fegt. Für die nächsten vierzehn Meilen laufen wir am Mission Creek entlang. Also braucht es nie mehr als zwei Liter Wasser, die wir im Rucksack mitschleppen müssen, da es überall Nachfüllmöglichkeiten gibt.

Nach einer ruhigen Nacht, abgesehen von den doofen Fröschen die, die komplette Nacht durch quaken mussten (Ohrstöpsel sind eine super Erfindung), geht es heute auf vierzehn Meilen und 1800 Höhenmeter bis zum Mission Creek Campground. Die ersten zehn Meilen geht es durch einen Canyon. Da es nicht geregnet hatte (der Vormittag war sogar wolkenlos), konnten wir ohne Befürchtungen auf eine Blitzflut durch den Canyon wandern. Leider brachte der Canyon auch andauernden Schatten. In der Theorie ist dieser Abschnitt durch die Wüste sicherlich eine herrliche Abwechslung zum heißen Wüstenwetter, aber heute war es eher kalt und die fehlende Sonne hat dabei nicht geholfen.

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Zum Mittagsrastplatz zogen dann aber die ersten Wolken auf. Zuerst normale Schleierwolken, aber keine halbe Stunde später verschwand die Sonne, die eben erst richtig zum Vorschein gekommen ist, hinter tief schwarzen Wolken. Nach keiner Stunde haben wir so unsere Mittagspause abgebrochen, haben unsere Regenklamotten angezogen (es tröpfelte schon) und haben uns an die letzten 600 Höhenmeter gemacht. Generell war heute ein zäher Tag, da es immer bergauf ging. Unmerklich aber konstant. Die letzten vier Meilen waren aber unverschämt steil. Drei mal musste ich anhalten um zu verschnaufen. Es wollte einfach nicht enden. Dazu kamen noch ein paar Kletterpartien über umgestürzte Bäume die nicht zu umgehen waren. Ein toller Nachmittag. Dennoch hab ich gegen zwei Uhr den Campground erreicht. Jetzt fängt es auch schon an, ein wenig zu schneien. Also schnell Zeltaufbau, Regenfly drüber werfen und rein in das Zelt. Quilt auspacken, einmummeln und auf die anderen Zwei warten. Um drei trudelte Simone ein, es schneite immer noch ein wenig und wurde immer kälter. Als um vier Sandra eingetroffen ist, hat das Wetter eine kleine Pause eingelegt und es Schneite nicht mehr so stark. Liegen geblieben ist eh fast nicht. Vor dem Abendessen haben wir uns dann schon entschlossen, früher als geplant nach Big Bear zu hitchen und somit gab es eine doppelte Portion Ramen. Es gibt nichts besseres. Nudelsuppe und somit reichlich Warmes im Magen. Vor dem Einschlafen fing es an zu schneien. Nicht so wie davor… sondern richtig. Morgen wird ein toller Tag.

Gearfailiur

Vorgestern Abend ist das erste Ausrüstungsteil (teilweise) kaputt gegangen. Eine geklebte (?) Naht meiner Luftmatratze ist geplatzt. Jetzt lieg ich mittig auf einer riesigen Erhebung in der Matratze was den Schlafkomfort nicht wirklich steigert. Ich hoffe in Big Bear City kann ich einen Ersatz organisieren.

Neben diesen unerfreulichen Nachrichten jedoch… gestern sind wir auf den Gipfel des Mount San Jacinto gestiegen. 3302 Meter über Null als vormittags, warmup. War ein toller Weg, knapp 2,5 Meilen oneway. Doch diese zusammen fünf Meilen zählen nicht zu den gestrigen 10 gelaufenen Meilen (vorwiegend) bergab, da es keine PCT-Trail Meilen gewesen sind. Der Abstieg zu unserem gestrigen Zeltplatz ging vorwiegend durch herrliche Kiefernwälder, die super gerochen haben und sehr viel Schatten gespendet haben. Windig war es außerdem was zur Folge hatte, dass ich bis zur Siesta (13:00) meine Merino Jacke angelassen hatte.

Sandra ist wieder verloren gegangen. Gestern Abend ging es noch bis ca. Meile 193. Sandra campte wie wir heute erfahren haben auf dem Campingplatz drei Meilen weiter hinten.

Heute ging es die restlichen 1600 Höhenmeter der insgesamt 2900 Höhenmeter vom Gipfel bis ins Tal runter. Schrecklich… gewindet hat es ohne Ende, was an sich super war da es die Hitze aus der Sonneneinstrahlung genommen hat, aber das elendige, dauernde Bergablaufen mag ich nicht. Unterwegs sind wir noch über den Meile 200 Marker gelaufen… Funfakt: Es gibt immer einen Meilenmarker von Guthook der IMMER 0.3 Meilen falsch liegt, einen richtigen von Halfmile und heute gab es noch einen 200 Meilenmarker von einer PCTA Gruppe die letztes Jahr den Trail repariert hat der sage und schreibe 0.82 Meilen zu spät kam. Bei Meile 202 mussten wir an einem „gefährlichen“ Bienenstock der im Fels neben dem Trail lag, aber von den „aggressiven“ Bienen haben wir nichts mitbekommen.

Im Tal angekommen gab es wieder eine zwei stündige Siesta bis es auf die letzten vier Meilen bis zur I-10 (Interstate Highway 10) Unterführung ging, bei der es Trailmagic gab. Hotdogs für die Anderen, Süßigkeiten für mich, Cola, Fanta und Bier… Im Himmel! Hier Übernachten wir auch für heute. Zwar ist der Autolärm sehr extrem, aber mit Ohropax geht das hoffentlich. Heute ist auch das erste mal Cowboy-Campen angesagt. Yay 🙂

Während wir hier unsere Sachen aufbauen, sind drei andere Hiker via Uber zum nächstgelegenen Taco Bell und bringen unser Abendessen (hoffentlich bald) mit.

Für die nächsten Tage sind Gewitter angesagt d.h. Wir müssen bis BigBear darauf achten, dass unsere Zeltplätze Flussaufwärts (gegen Blitzfluten) und vor Blitzen geschützt gelegen sind. Das wird ein Abendteuer! 🙂

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Dann:

Cowboy-Campen: Check.

Gewitter-Campen: Check.

Normales Regen-Campen: Check.

Trailname

Heute, unserem ersten von zwei Neros (Near Zero-Days), hab ich meinen Trailname angenommen. Ab heute bin ich „Keyboard“ der mit „EarlyUp“ (Simone) und „Early Bird“ (Sandra) unterwegs.

Heute morgen sind wir pünktlich wie immer um fünf Uhr aufgestanden, um die restlichen vier Meilen bis zum Paradise Valley Cafe zu laufen. Wir hätten zwei einhalb Stunden laufen müssen um Pünktlich zur Öffnung des Cafes vor Ort zu sein. Leider hat dieser Plan trotz stärksten Bemühungen nicht geklappt… nach einer Stunde stand ich an der Abzweigung zum Cafe mit nur noch knapp unter einer Meile zu laufen. Mit diesem planerischen Versagen kamen wir über einer Stunden zu früh am Cafe an, somit hieß es warten. Für die lange Warterei wurden wir mit einem herrlichen amerikanischen Frühstück belohnt. Für mich gab es ein Omlet mit Ricotta, Spinat, Hashbrowns und einem Toast, dazu noch allyoucandrink Kaffee. Ein gelungener Morgen.

Nach dem Frühstück ging es per Anhalter nach Idyllwild weiter wo unser erster Nero anfing. Nachausführlichem Duschen während unsere Wäsche gewaschen wurde… MERKE: Wäschewaschen bringt nichts. Schon nach ein paar Minuten stinkt man wieder. Aber die Hoffnung das es doch etwas bringt überwiegt bei jeder Gelegenheit.

Am frühen Abend ging es noch zu einem lokalen, mexikanischen Restaurant bei dem es (hardshell) Tacos für 1,50$ pro Stück gab… Nach vier von diesen ging es wieder zurück zu unserer Unterkunft in der es einen wunderschönen Kamin gab der natürlich entzündet wurde. Dazu gab es noch gekühltes Rootbeer… Ein super Abend. EarlyUp hat versucht in ihrem neuen Quilt auf der Terrasse zu nächtigen, um die Wärmeleistung zu testen. Jedoch wurden die Straps um die Luftmatratze vergessen und so ging es mitten in der Nacht zurück auf den Wohnzimmerteppich.

Den nächsten Vormittag haben wir mit Einkäufen und rumlaufen verbracht. Ich habe mir eine neue Wasserblase gekauft, da ich nur mit Flaschen zu wenig trinke (ich muss fast den Rucksack absetzten um an die Wasserflaschen zu kommen) und ich von meiner normalen Deuter Blase den Verschluss zu Hause liegen gelassen habe. Und zu der neuen Blase gab es noch einen Kompressionssack, damit ich meinen Quilt anstatt auf sechs Liter runter zu komprimieren auf drei Liter zu verkleinern. Dadurch bekomme ich ein wenig mehr Platz im Rucksack. Über den Mittag wurde mal wieder Siesta gemacht, wobei die Temperatur hier in Idyllwild nur noch auf 18 Grad ansteigt. In zwei Stunden (16:00) geht es dann an den Aufstieg um wieder zum Trail vorzustoßen. Ich schätze für die tausend Höhenmeter werden wir mit unseren 18-21kg Rucksäcken ca. Zwei bis drei Stunden brauchen. Morgen wird’s einen fast dreitausend Meter tiefen Abstieg auf 19 Meilen geben. Darauf freuen sich die Knie schon… Ach ja und morgen besteigen wir auch noch den San Jacinto mit seinen 3302 Höhenmetern. Yay ohne Rucksack, drauf freue ich mich schon.