Bis Techachapi

Gestern ging es früh um vier Uhr los. Das schönste an diesem, viel zu frühen Wecker war die Milchstraße. Hier unten auf dem Wüstenboden weit ab von nervigen Lichtquellen ist die Milchstraße so richtig hervorgetreten. Ein herrlicher Anblick, leider zu kurz da wir weiter mussten. Den ganzen morgen sind wir durch die Windfarm gelaufen, von der Dunkelheit über den Sonnenaufgang bis zum späten Morgen.

Der gestrige Tag bestand aus drei Abschnitten. Der erste und letzte Abschnitt haben jeweils einige Höhenmeter beinhaltet was den Tag recht anstrengend machte. Der mittlere Abschnitt war sehr eben. Im großen und ganzen jedoch fand ich den Aufstieg sehr entspannend. Man sieht so viele Sachen. Bunte Blumen, allerlei Formationen, Eidechsen und so viel mehr.

Gegen nachmittags sind wir am höchsten Punkt des Tages (und des gesamten Abschnittes nach Techachapi) an einen Trailmagic Ort gekommen. Hier standen Sonnenschirme und Stühle für uns Hiker bereit, dazu noch einige Galeonen an Wasser. Hier haben wir einige Stunden verbracht bis die aufkommenden Wolken die Umgebungstemperatur zu ungemütlich gemacht haben und wir eine Meile weiter bis zu unserem Campingplatz gelaufen sind.

In letzter Zeit stand bei uns nur noch Cowboy Campen auf dem Plan. Ein mal angefangen und schon wird man zu faul um das Zelt aufzubauen. Es ist einfach so einfach nur das Groundsheet hinzulegen, Luftmatratze aufzublasen und hinlegen. Super easy und auch einfach abzubauen.

Der Wecker ging heute wieder um vier Uhr… wir wollten die Milchstraße noch mal sehen. Aber heute hatten wir kein Glück. Dafür gab es bis fünf von mal eine weitere Stunde Schlaf.

Heute ging es eigentlich nur noch bergab. Knapp neun Meilen bis zu einer Straße an der es am Einfachsten ist nach Techachapi zu hitchen. Und wieder entlang einer riesigen Windfarm… angeblich einer der größten überhaupt.

Am Parkplatz angekommen haben wir einen Trailangel aus Techachapi angerufen um uns nach mehreren Minuten erfolglosen Hitch Versuchen abzuholen. In der 13.000 Einwohner Stadt gibt es knapp 30 Trailangel die ihre Nummern bei den verschiedenen Trailheads hinterlegen damit die Hiker bei ihnen Anrufen können sollten sie etwas brauchen. Total toll 🙂

Jetzt liegen wir im Bett eines der beiden Best Western Hotels in der Stadt und entspannen erst mal. Nachher geht es noch in den Pool und in die Jacuzzi. Das ist mal ein richtiger Neroday. Morgen folgt noch ein Zero und übermorgen geht es weiter. Die letzten 140 Meilen bis nach Kennedy Meadows und das finale Stück in Südkalifornien bevor es in die Sierras geht.

Casa De Luna

Heute ging es bis zur Casa De Luna. Lockere zwölf Meilen bis zur Straße von der wir die restlichen zwei Meilen per Anhalter gefahren sind. Der Hauptanstieg heute war in der Früh und super angenehm zu laufen. Nach knapp Dreieinhalb Meilen war der höchste Punkt des Tages schon erreicht und die ersten Sonnenstrahlen brachten es über die Nachbarberge zu mir. Jetzt nur noch an die zwei Meilen und nach einem sonnigen Frühstücks Ort Ausschau halten… was sich als schwierig herausstellte da die Sonne sich mit dem unter uns liegenden Tal viel Zeit gelassen hat. Also einen Schritt nach dem anderen bis endlich nach fast fünf Meilen ein sonniges Plätzchen auf uns wartete. Die restliche Wanderung bis zur Straße Richtung Green Valley verlief eigentlich Ereignislos.

An der Straße wurden wir nach einigen Minuten von Joe Richtung Casa De Luna mitgenommen. Joe ist der Mann von Terrie Anderson die gute Seele von Casa De Luna. Ähnliche wie Hiker Heaven sind die zwei Urgesteine der Trailangel Community. Seit über neunzehn Jahren dürfen hier Hiker in deren Hintergarten, in einem kleinen Wald, ihre Zelte aufbauen. Aber davor gibt es ein paar Regeln. Die ersten drei sind:

• Hug Terrie

• Pick a Hawaiian Shirt

• Pitch your tent

Und noch ein paar mehr. Jeden Abend gibt es bei den Andersons Tacosalat und jede früh gibt es pancakes… ein Traum und suuuper lecker.

Zwischen durch haben wir über den Mittag noch einen kleinen resupply im Green Valley Convince Store durchgeführt und danach noch eine selfmade Limonade im Heart and Soul Restaurant mit einer Pizza genossen.

Leaving Hiker Heaven

Nach nur einem Nero sind wir wieder aus dem Hiker Heaven ausgewandert bzw haben uns im halb neun ins „Zentrum“ von Agua Dulce fahren lassen…

Hiker Heaven ist toll, nur waren andere Hiker recht laut und rücksichtslos, selbst nach der Bettruhe um halb zehn. Deshalb gab es heute eine frühe Abreise. Aber ein frühes verlassen ist bei solchen Plätzen (wir Hiker Heaven) ein muss, denn nachmittags ist es dort so angenehm und man selber ist so faul, dass an ein gehen gar nicht zu denken ist und schon wurde aus dem Tag der Abreise ein Zero. Also ging es heute früh schon weiter.

Zum Frühstück sind wir aber noch mal in das Restaurant von gestern und haben uns breakfast Doritos gegönnt… dazu „all you can drink“ Kaffee und der morgen ist schon wieder gerettet.

Mit vollem Magen ging es dann los. Nächstes Ziel Green Valley oder genauer Casa de Luna bei den Andersons. Für die anstehende Distanz von 24 Meilen hab ich mit zwei Tagen gerechnet. 11 Meilen heute (da wir so spät losgekommen sind) und den Rest morgen.

Wassersituation: vom Startpunkt bis zu einer saisonalen Quelle sind es neun Meilen. Also reichen zwei Liter Wasser in der Wasserblase. Dort einen refill von zwei Litern oder auf drei Liter auffüllen (einen Liter habe ich bis dahin getrunken) und weiter. Einen Liter brauch ich ca. für mein Abendessen (zwei Cups für das Essen also ca. einhalten Liter und den Rest als Drink mit Elektrolyten Brausetablette). Zwei Meilen weiter an einer Straße sollte es Berichten zu Folge einen water Cache geben, was aus zugetroffen hat. Hier hab ich mir noch einen weiteren Liter eingepackt um beim Abendessen großzügiger trinken zu können.

Generell soll man sich nicht auf water caches verlassen da diese nicht immer gewartet werden, also soll man von Wasserquelle bis Wasserquelle immer genug mitnehmen um auch ohne den Cache zu überleben. Aber da es morgen nur noch 12-13 Meilen bis zur nächsten Wasserquelle (Wasserhahn ab einer Feuerstation) sind hatten mir die geplanten zwei Liter in der Blase locker gereicht zumal es morgen nur knapp 600 hm gesamt Abstieg sind.

Zur Information ob Quellen (die in den Apps angegeben sind) noch Wasser führen, gibt es eine spezielle Webseite (pctwater.com) zu der Hiker Angaben schicken können ob Quellen noch Wasser führen. Somit haben spätere Hiker einen Anhaltspunkt zum planen. Es gibt saisonale Quellen und (grundsätzlich) zuverlässige Quellen. Bei den saisonalen ist es meistens so, dass diese trocken sind (zumindest in Süd Kalifornien), zuverlässige sind meistens zuverlässig aber halt nicht immer. Deshalb gilt es vor jeder Etappe (2-6 Tage) mithilfe des Reports eine Strategie zum Auffüllen der Wasserflaschen zu ermitteln. Aber das ist mittlerweile kein größeres Problem mehr.

Meilen w/o Quelle Höhenmeter Übernachtung Wasser
~24 >1800 ja 7
~17 >1000 nein 4
Bis 14 ~600 nein 2

Übernachtung: x + 1 bis 1.5 Liter

Und so weiter… um Schnitthaben wir zwischen zwei und vier Liter Wasser dabei. Natürlich ist es auch Temperatur abhängig. Aber in der Hinsicht haben wir bis jetzt sehr gutes Wetter gehabt.

Hiker Heaven

Heute standen ganze zehn Meilen auf den Tagesplan, also vom Acton KOA bis zum Hiker Heaven in Agua Dulce. Die Nacht haben Simone und ich Cowboy campend verbracht. An sich war die Nacht sehr angenehm bis auf den Amtrak der alle paar Stunden am Campingplatz vorbei fuhr und bei mehreren unbeschrankten Bahnübergängen seine Ankunft signalisieren musst.

In der früh haben Sandra und ich wie gewohnt um fünf unsere Sachen gepackt und sind aufgebrochen. Es standen knapp sechshundert Höhenmeter auf dem Tagesprogramm, die sich aber so angenehm verteilten, dass kein Schweißtropfen die Stirn runterfließen wollte. An der höchsten Erhebung des Tages, knapp viereinhalb Meilen nach dem Start stand das Frühstück auf dem Programm. Heute: Pizza des Vortages. Zwiebeln und Knoblauch, was gibt es leckereres zum Frühstück? Genau, nix!

Ach genau: wir sind auch noch an dem offiziellen Completion Monument des PCT vorbeigekommen. Hier wurde der PCT offiziell fertiggestellt (05.Juni 1993)

Danach ging es so gut wie nur noch bergab. Heute hab ich versucht meine Knie ein wenig zu entlasten indem ich verstärkt in die Oberschenkel gegangen bin. Das ganze Bergablaufen tut vor allem dem rechten Knie nicht super gut. Die Versuche waren aber erfolgreich 🙂

Am zweit tiefsten Punkt des Tages haben wir den Highway 14 durch einen Tunnel unterwandert. Eine lange, gerade, dunkle Röhre.

Danach kamen wir in den Vasquez Rocks County Park in dem schon mehrere Blockbuster Filme gedreht wurden. Aber ich hab die Landschaften dank meines immensen Filmwissens nicht

erkannt.

In Agua Dulce gab es als erstes ein zweites (Burger) Frühstück. Gefolgt von einer Trailangel-Fahrt zum Hiker Heaven. Unser Fahrer war Numbers, ein früherer PCT Hiker den wir schon bei Scout und Frodo kennengelernt hatten. Anscheinend folgt er der PCT Hiker Welle und hilft bei verschiedenen Trailangel aus, die er aus seinem vorherigen Thruhike kennengelernt hatte.

Hiker Heaven ist ein lustiger Ort. Riesiger Backyard mit duzenden von Zelten und Kuppeldomen für alle möglichen Hiker (maximal 50). Anders als bei Scout und Frodo wird man hier nicht bekocht… aber das sollte nach einem Monat Trail kein Problem darstellen. Ansonsten bekommt man hier eine Dusche, Dixieklos, Möglichkeiten zum kochen, nähen und Post verschicken. Außerdem wird die Wäsche von den Saufley‘s (den Trailangeln) gewaschen. Und es gibt Soda Dosen für 1$ 😁

Also war heute ein toller Tag. Nero mit 10 Meilen und morgen geht es richtig Green Valley los. Dort warten die Anderson’s auf PCT Hiker und für nur einen Tanz (egal wie, obligatorisch) gibt es die diesjährige PCT Stirnbänder. Yay!!

Acton KOA

Unser Plan heute bis Hiker Heaven zu laufen wurde durch einen spontanen Ausbruch von Anarchie und Rebellion vereitelt 🔥. Der KOA in Acton hatte (leider) einen Pool und eine Hot Tub. Dazu noch eine funktionierende Dusche und ein Klo mit fließendem Wasser… diese unschlagbaren Argumente haben die revolution ausgelöst. Also haben wir heute einen spontanen Nero, morgen einen Nero (da morgen nur 10 Meilen zu laufen sind und wir daher gegen Zehn Uhr im Hiker Heaven ankommen werden). Im Nachhinein gebe ich ja zu, dass ein Swimmingpool zur Abwechslung super angenehm ist. Dennoch… alle Pläne werden über die Bande geworfen. Unverschämtheit.

Im KOA gab es dann zum Mittag eine Tiefkühlpizza, jede Menge San Pellegrino (Zitrone) Soda und einen elektrischen Stecker zum Aufladen der Powerbank. Heute zum Abendessen lassen wir uns auch wieder Pizzen liefern. Wir brauchen einfach die Kalorien, Punkt aus basta.

Bier gab es leider nicht, da es für Lieferungen illegal sei, Bier zu liefern. Da es nicht möglich sei das alter der bestellenden Person zu bestimmen. Schwachsinnige Regelung… pff.

Geschenke!

Heute ging es wieder um vier Uhr in der Früh los. Was nicht alles gemacht wird um ein schönes Frühstück zu bekommen. Der Abstieg war gar nicht so schlimm wie in den Apps beschrieben. Gemächlich ging es, mit richtigem Einsatz der Trekkingstöcke, ins Tal hinunter.

Unten angekommen wollten wir Simone überraschen, aber Sie schlief noch und das Office des Inns war noch nicht ‚besetzt‘.

Also gingen wir zu einem Café zum Frühstücken. Zwei Bagel mit Creamcheese und eine Zimtschnecke. Dazu noch einen großen Capo, dazu noch funktionierendes richtig gutes Internet und der Morgen ist gerettet. Nach einer Stunde trudelte Simone im Café ein, die wir zuvor noch angerufen hatten.

Nach dem Frühstück haben wir uns zum Inn aufgemacht um uns ein gemeinsames Zimmer für die nächsten zwei Nächte zu mieten. Zu unserem Glück und weil Sandra so darauf gedrängt hat war gerade noch ein Doppelzimmer frei und bezugsbereit. Wären wir eine halbe Stunde später angekommen, hätten wir bis elf warten müssen. So konnten wir schon vormittags um neun unser Zimmer beziehen, duschen und uns frisch machen. Danach gab es nur ein logisches Ziel für uns. Das Post Office!!! Denn dort warteten Geschenke auf Sandra und mich. Sandra hatte sich eine zusätzliche Powerbank gekauft, die dort angeliefert wurde und auf mich wartete meine nigelnagelneue Lustmatratze von Exped. Meine alte Luftmatratze muss ich zerschneiden und als Beweis ein Bild davon an Exped (USA) schicken. Zu meinem Glück hab ich eine Synthetik Matte und keine Daunen… was das für eine Sauerei sein muss so eine Matte zu zerschneiden… Ich hatte nur ein paar Fetzen von der Synthetikfüllung, die aber schön mit den Mattenfetzen verklebt waren.

Jetzt bin ich besitzt der Exped HL Winter MW… Yay! Und diese Matte hat ein cooles Spider-Man Muster.

Über die Mittagspause habe ich gemeint mir ein Bier gönnen zu müssen. Durch das ganze Wandern hat es bei dem Anblick des 10.1% Alkoholanteils nicht geschalten, dass es eventuell ein wenig stark werden könnte. Am Schluss hatte ich einen Bier-Bourbon-Mix der auf den ‚leeren‘ Mittagsmagen relativ stark angesprochen hat. Aber dafür gibt es eine Mittagpause um den Halb-Rausch auszuschlafen.

Zum Abendessen gab es Mac-and-Cheese mit meiner Not-Milch (Dehydrierte Milch aus Norwegen). Die paar dehydrierten Sachen die ich in die USA mitgenommen haben zerfallen gerade durch den Druck im Foodsack und das gestopfe im Rucksack, also müssen die weg. Und warum wegschmeißen wenn man es auch Sinnvoll verwenden kann. Zum essen natürlich noch isotonisches Bier und ab ins Bett.